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EMDR - Eye Movement Desensitization and Reprocessing

Wissenswertes über EMDR – eine Therapieform von Dr. Francine Shapiro

Was ist EMDR?

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Es ist ein psychotherapeutisches Verfahren, das seit Mitte der 90er Jahre sehr erfolgreich vor allem in der Trauma-Therapie eingesetzt wird. Es arbeitet mit bilateraler Stimulation, d. h. Stimulation beider Gehirnhälften, primär über Augenbewegungen, aber auch unter Einbindung des gesamten Körpers.

Wann kommt EMDR zum Einsatz?

In der Regel wird Erlebtes vom Gehirn verarbeitet und abgespeichert. Belastende oder gar traumatische Erlebnisse können jedoch psychische Wunden hinterlassen. Sind diese Wunden geringfügig, kann das Gehirn sie ohne Hilfe bewältigen, so wie der Körper eine kleine Wunden selbständig heilt.

Sind diese emotionalen Verletzungen allerdings schwerwiegend, können sie die Selbstheilungskräfte des Gehirns überfordern – das Erlebte wird in unverarbeiteter Form (quasi in Rohdaten) im Gehirn abgelegt und durch ähnliche Situationen immer wieder unkontrolliert Abgerufen (so genannte Flashbacks). Dadurch kann es zu allen möglichen psychischen Störungen, Ängsten und Blockaden kommen: Das Leben steht im Schatten des unverarbeiteten Erlebten. Hier hilft EMDR bei der Bewältigung.

Wie wirkt EMDR?

EMDR wirkt direkt auf die – für Heilung wichtigen – neuronalen Bahnen im Gehirn. Es lässt sich mit jedem Therapiekonzept kombinieren und führt meist schon nach wenigen Sitzungen zu spührbaren und dauerhaften Verbesserungen: Die unterschiedlichsten Langzeitstudien mit EMDR zeigen, dass dieses Verfahren schneller und besser wirkt, als sämtliche anderen bekannten Therapiekonzepte.

Die genaue Wirkungsweise von EMDR ist noch nicht vollständig erforscht. Nach dem aktuellen Stand der Forschung geht man davon aus, dass es bei einem Trauma zum sogenannten „sprachlosen Entsetzen“ kommen kann, bei dem in der rechten Hirnhälfte Bilder des Erlebten gespeichert werden, während das Sprachzentrum in der linken Hirnhälfte aktiv unterdrückt wird. Dadurch, dass das Erlebte nicht in Worte gefasst werden kann, wird seine Verarbeitung erschwert oder sogar unmöglich gemacht.

Im Rahmen einer EMDR-Behandlung werden durch bilaterale Stimulation beide Hirnhälften hinsichtlich des traumatischen Ereignisses aktiviert und synchronisiert. Dadurch werden sie in den Zustand gebracht, der vorher durch die posttraumatische Belastungsstörung nicht erreicht werden konnte. Die Stimulation fand ursprünglich ausschließlich durch gesteuerte Augenbewegungen statt. In jüngerer Zeit wird auch auditive und kinästhetische Stimulation eingesetzt. 

Wie Wirkungsvoll ist EMDR

Wie es wirkt, mag nach wie vor unklar sein, dass es wirkt ist jedoch inzwischen eindeutig erwiesen. Spätestens seit 2006, als der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie EMDR für die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen wissenschaftlich anerkannt hat. In zahlreichen Studien, auch Langzeitstudien, wurde bewiesen, dass Patienten, die an posttraumatischer Belastungsstörung litten, in 84-90% der Fälle geheilt werden konnten und nach der Behandlung keine Symptome mehr aufwiesen.

Wo wird EMDR eingesetzt?

Die schnelle und effiziente Wirkweise von EMDR macht es zum idealen Instrument für die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen. Wenn man heute in Zeitungen von Amokläufern oder Banküberfällen liest, kann man deshalb davon ausgehen, dass fast immer sofort EMDR-Therapeuten hinzugerufen werden, um im Rahmen einer therapeutischen Erstintervention die Opfer und Augenzeugen zu behandeln.

Mittlerweile wird EMDR auch bei zahlreichen anderen psychischen Störungen eingesetzt:  bei nahezu sämtlichen Angststörungen, Phobien, substanzgebundenen Süchten, psychosomatischen Störungen, Schmerzzuständen – und die Indikation weitet sich immer mehr aus. Vielfach wird EMDR auch in Verbindung mit Hypnose-Therapie eingesetzt, um in der Trance aufgedeckte Konflikte sofort zu lösen. 

Wie Entstand die Therapieform EMDR?

EMDR wurde in den Jahren 1987-91 von Dr. Francine Shapiro entwickelt. Alles begann mit einem Zufall: Bei einem Spaziergang im Park bemerkte sie, dass Ängste und stark belastende Gedanken, die sie sich aufgrund der bei ihr diagnostizierten Krebserkrankung machte, plötzlich verschwanden und nicht wiederkamen.

Sie recherchierte, was genau auf diesem Spaziergang passiert war und fand heraus, dass, während ihre Gedanken um die Krebserkrankung kreisten, sich ihre Augen ständig hin- und herbewegt hatten, bedingt durch das Wechselspiel von Licht und Schatten der Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fielen.

Aus diesen zufälligen Augenbewegungen entwickelte Dr. Shapiro das Konzept einer Serie von gezielten Augenbewegungen, genannt „bilaterale Stimulation.“ Diese erprobte sie zunächst an Freunden, Bekannten und Kollegen und schließlich an den ersten Patienten. Danach folgten intensivste Studien speziell mit Traumapatienten, wie Vietnam-Veteranen, Mißbrauchsopfern und anderen Personen mit PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung).
Inzwischen ist EMDR weltweit anerkannt und wurde schon bei mehr als einer Million Patienten erfolgreich angewandt. Intensive Studien, auch über längere Zeiträume, haben die hohe Effektivität und dauerhafte Wirkung dieser Therapiemethode immer wieder bewiesen.

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